Pressetext
Donnerstag, 09. Juni 2016, 19: 30 Uhr
Worpsweder Kunsthalle Netzel
Bergstraße 17, 27726 Worpswede

Lesung
Aus dem Gepäck der Kriegskinder im Zweiten Weltkrieg
aufgeschrieben und aufbewahrt in Gedichten und Prosatexten


Von und mit Inge Buck, Mathias Groll, Siegfried Marquardt, Hartwig Struckmeyer,
Karl-Heinz Tauss, und Ursula Ziebarth.

Musikalische Begleitung: Thorsten Jüttner, Gitarre

Acht Autorinnen und Autoren haben für den vorliegenden Band Lyrik und Kurzprosa geschrieben, Erinnerungen, die aufstiegen aus dem inneren Gepäck der Kriegskinder im großstädtischen, kleinstädtischen und dörflichen Raum zwischen Hamburg und Bremen, München und Serbien, Cuxhaven und dem Schwarzwald, in der zeitlichen Spanne der Geburtsjahrgänge zwischen1920 und1940.
Es ist jene Generation, die lange Zeit, bis weit in unsere Gegenwart, unbeachtet geblieben ist und von Soziologen und Sozialpsychologen stets übergangen wurde. Sieht man von jener belletristischen Höhenliteratur ab, die gelegentlich ein Kriegskind zum fiktionalen Helden erwählte, blieben die Angehörigen dieser Generation stumm. So gesehen, stellt die nun vorliegende Publikation ein Novum dar: sie bringt die verschwiegenen und schweigenden Kriegskinder zum Sprechen.

Wenn Kriegskinder schreiben, schreiben sie über das Kind, das sie waren, aus dem Blickwinkel des Kindes mit dem Wissen von heute. Eingebrannte Bilder kommen nach über 70 Jahren zur Sprache. Eine Gratwanderung zwischen Erzähltem und Nicht-Erzählbarem, zwischen Lebensgeschichte und Zeitgeschichte, zwischen Schweigen und Schreiben in Gedichten und Prosatexten, die in diesem ungewöhnlichen Band versammelt sind.
So unterschiedlich die Erinnerungsräume sind, so lassen sich doch zwischen den Gedichten und Prosastücken Linien und Muster erkennen, ein Sub-Text, in dem der Zeitgeist des NS-Regimes und seine Folgen spürbar werden. Denn „Im Individuellsten wird das Allgemeinste sichtbar.“(Adorno, Minima Moralia).

Die Orte der Kriegskinder: im Luftschutzbunker zuhause, ausgebombt, zwangseinquartiert, evakuiert, kinderlandverschickt, auf der Flucht, zu Fuß unterwegs.
Der Kriegsalltag, der als normal erlebt wird, in dem die Spiele weiter gehen; die Normalität des Schreckens, die heute in den Texten in einer Lakonie der Sprache ihren Ausdruck findet Der untrügliche Blick der Kriegskinder auf das, was ist - eingebrannte Bilder - und gleichzeitig die Imagination der eigenen Unzerstörbarkeit.

Inge Buck (Hrsg.)
Aus dem Gepäck der Kriegskinder
Im Zweiten Weltkrieg
Edition Falkenberg, Bremen 2015
Hardcover, Preis 14,90 E