Focke-Museum, Bremen
Dienstag, 9.August 2016
um 19:00 Uhr

Inge Buck
Fahrende Frauen im 18 Jahrhundert –
Wanderschauspielerinnen in Bremen

Vortrag im Rahmen der Ausstellung
Bremer Frauen Geschichten

Musikalische Begleitung:
Helga Blome, Violine

Während die deutschen Wanderschauspieler ihrer Zeit – im Unterschied zu den französischen und italienischen Truppen an den Höfen - generell als unehrenhafter Stand galten, haftete besonders den Frauen auf dem Theater der Ruf der Unsittlichkeit an, der sie in die Nähe der Dirne rückte. Denn mit dem Auftreten der ersten Schauspielerinnen etwa um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die damals idealisierte Frauenrolle gleich an zwei wesentlichen Stellen durchbrochen: Schauspielerinnen traten als Person an die Öffentlichkeit und sie waren als Fahrende an keine Häuslichkeit gebunden. Grund genug, die Moral der „Frauenzimmer bei dem Theater“ grundsätzlich in Frage zu stellen.

Davon zeugen auch die seltenen „Lebenserinnerungen“ der Komödiantin Karoline Schulze-Kummerfeld (1745 – 1816). Der Kampf um ihr Standesbewusstsein und ihre Anerkennung als Schauspielerin ziehen sich als roter Faden durch ihre Selbstzeugnisse. So schreibt sie über ihr Gastspiel mit der Truppe von Konrad Ackermann im Sommer 1765 in Bremen “ Die Einwohner sahen uns auch für Menschen an, und es war eine Lust, über die Straßen zu gehen, denn man sah lauter freundliche und leutselige Gesichter…“

Auch die Schauspielerin Felicitas Abt, - die selbst keine Aufzeichnungen hinterlassen hat - fand während ihres Gastspiels im Sommer 1780 mit der Truppe ihres Ehemanns Friedrich Abt in Bremen bewundernde Anerkennung, wie Zeitzeugen berichten. War das Bremer Theaterpublikum toleranter? Hatten die Bremer Bürger eine andere Einstellung zum Theater?

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